Na Genauuu

Mit diesem Insassen hatten wir leider nur ein sehr kurzzeitiges Vergnügen, wenngleich er für einen Kalauer par excellence sorgte – auch über die Wettpinte hinaus.

Er war auf einmal irgendwie einfach täglich „da“. Er war etwas größer; dunkle, lange Haare und immer seine Strickmütze auf. Seine Herkunft wird irgendwo in Süd-Südostsachsen vermutet. So schlenderte er täglich zwischen Automaten und Live-Wett-Wand hin- und her um ab und an auch mal ein Scheinchen abzugeben.

Und diese Scheinchen waren der Initiationsritus für DEN Kalauer schlechthin. Er hatte sich angewöhnt, eine Minute nach Spielbeginn von Fußballspielen den Rest des Spieles zu spielen. Wie bei Livewetten üblich, sagten die Spielverderber vor Annahme an, wieviel Einsatz welche Auszahlung im Falle eines Gewinneintrittes bedingt. Man sagte also „X Euro Einsatz gibt X Euro Gewinn“, welches immer mit einem breiten, tief gesächselten „Na genauuu“ quittiert wurde. So drückte man den Schein durch. Da allerdings einige Livewetten erst nach längerer Zeit im System gebucht waren, konnte man in der Regel ein Spiel nicht annehmen. So wurde dem Insassen mitgeteilt, dieses müsse man „herausnehmen“. Dies wurde dann mit dem Satz- ebenfalls in breitem Sächsisch – „Dann nimmstes raaaauuus“ pariert. Gesagt, getan. Dies ergab dann letztlich zum Schlußsatz „Dann gibt es für X Euro noch Y-x“, welches er wieder mit seiner Eingangs gebrachten Formulierung „na genauuu“ ebenfalls quittiert wurde.

Diese Abfolge avancierte in kürzester Zeit zum Hit, da man sich auf diesen Worthülsenwechsel in etwa so genau verlassen konnte wie die Atomuhr in irgendeiner deutschen Forschungsanstalt die auch in zehntausenden Jahren nur eine Millisekunde falsch gehen wird.

Leider hat der Insasse in letzter Zeit mit Abwesenheit geglänzt, aber die Hoffnung wird seitens der Spielverderber und übrigen Insassen selbstverständlich nicht aufgegeben!

itatrita


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